Stufe für Stufe dem Himmel entgegen

Besteigung des Adam´s Peak

 

 

Bergbesteigung – muss das sein?

Einmal im Urlaub muss es irgendwo für mich eine richtige Herausforderung geben, eine starke Anstrengung oder eine aufregende Erfahrung.
Dieses Mal ist es die Besteigung von “Adams Peak” – ein Berg auf Sri Lanka, der eine Pilgerstätte für die verschiedenen Religionen darstellt. Denn der Berg ist eine Pilgerstätte für Buddhisten, Hindus, Muslime und Christen. Jede Religion beansprucht hier für seinen religiösen Anführer einen Fußabdruck hinterlassen zu haben:

Buddhisten sehen hier den Fußabdruck von Buddha, Hindus sehen Shivas Abdruck und Muslime den von Adam, Christen sehen den Fußabdruck von Apostel Thomas.

Wie auch immer, ich möchte vor allem hoch, weil ich den Ausblick von da oben genießen und diesen Berg einfach “mitnehmen” möchte. Dass hier in früheren Zeiten bei dem langen Aufstieg durch Erschöpfung einige Personen starben und andere an dem damals noch unbefestigten Weg einige herunter geweht wurden, lese ich glücklicherweise erst, als ich schon wieder im sicheren Tal bin.

Noch in der Abenddämmerung fahre ich in den Ort Nallathaniya.  Von weitem sehe ich Adams Peak, der aussieht wie ein mit einer langen Lichterkette geschmückter Berg. Von weitem sieht er ganz schön hoch aus… Das also da oben ist unser Ziel!

 

Da oben ist das Ziel: Adams Peak.
Da oben ist das Ziel: Adams Peak.

In Nallathaniya treffe ich meine Freundin Janine Mehner aus Hamburg, die mit ihrem Freund Matthias ebenfalls in Sri Lanka unterwegs ist und mit denen ich zusammen auf dem Berg will. In einem günstigen Backpackerhostel bleibe ich einige Stunden vor dem Aufstieg, nachts um kurz vor 3 Uhr soll es für uns losgehen.

Wie viel Getränke und was und wie viel zu essen sollen wir mitnehmen – fragen wir uns den Abend vorher, entscheiden uns dann aber für “leichtes” Gepäck: Einen Rucksack und zwei große Flaschen Wasser für 3 Personen. Ich habe in meiner Jacke noch einen Apfel, falls zwischendurch der Heißhunger kommt.

 

Kurz vor 3 Uhr – Es geht los!

Dann geht es los – es ist kurz vor 3 Uhr mitten in der Nacht. Eigentlich wollen wir schon früher los, um etwas mehr Schlaf zu bekommen, doch wir sind “mutig” und gehen etwas später als die meisten los. Der Weg vom Hostel zur ersten Stufe des Berges ist nur wenige Hundert Meter lang – das wird uns nachher sehr freuen, wenn wir (nach getaner Arbeit) schnell duschen und etwas ausruhen möchten.

Es ist angenehm still, komischerweise läuft niemand mit uns. Haben wir den falschen Weg gewählt? Nein, eigentlich sind wir der Beschreibung aus dem Reiseführer genau gefolgt.  Der Weg ist sehr gut beleuchtet – so dass wir unsere eingesteckte Taschenlampe gar nicht benötigen. Seit den späten 80er Jahren, so lese ich später bei Wikipedia, ist der Weg nachts beleuchtet.
Nur hier und da mal ein “hello” und ein “good morning” – die Singhalesen sind freundliche Menschen und erhoffen sich, dass wir hier oder dort stehen bleiben und noch “Proviant” kaufen.

Seltsamerweise kommen uns aber viele Kleingruppen junger Männer in einem enormen Tempo – ja, fast laufend- entgegen. Viele von ihnen tragen statt Turn- oder Treckingschuhen (die wirklich zu empfehlen sind) nur Flip-Flops. Ich hoffe nur, niemand von ihnen stolpert und gehe weiter. Ob sie dort oben eine Party gemacht haben und jetzt – zum Morgen hin – wieder nach hause müssen?
Erst später frage ich mich, wer eigentlich die vielen Lebensmittel und auch religiösen Andenken oder weitere Souvenirs, die man auch weit oben noch kaufen kann, hochgeschleppt hat – vielleicht waren es genau diese jungen Männer.

Ausblick vom Adams Peak
Ausblick vom Adams Peak

Das Gerede auf der Strecke lässt nach

Anfangs reden Janine und ich noch sehr viel, über Sri Lanka, wie der Norden und Westen so ist (in den ich in wenigen Tagen reise) und über die weiteren Reiseerfahrungen. Immerhin sind wir jeweils etwa zwei Wochen im Land unterwegs gewesen und treffen uns jetzt an Adams Peak fast in der Mitte. Wir laufen anfangs zu dritt nebeneinander.

Step für Step, im wahrsten Sinne Schritt für Schritt klettern wir dabei immer höher. Die ersten Stufen sind weit auseinander. Doch langsam hört es auf, gemütlich zu sein: die Stufen werden immer höher, dichter und wir hören gezwungenermaßen auf, miteinander zu sprechen, da wir jetzt eher hintereinander statt nebeneinander laufen.

7 Kilometer dauert der Aufstieg hier aus dem Norden – der “Treppenaufstieg” so nennen wir ihn. Es ist der kürzere Weg nach oben. Es gibt einen weiteren Aufstieg, 15 Kilometer Länge, aus dem Süden von Ratnapura. Das ist der “richtige” Pilgerweg. Wichtig ist nur, dass wir oben den richtigen Weg wieder herunter nehmen, sonst landen wir viele Kilometer entfernt von unserem Ort.
Kleine Trinkpause, etwas ausschnaufen, ich ziehe meine blaue Regenjacke aus, die ich für den Notfall eingesteckt habe, denn ich reise eigentlich in diesen zwei Monaten auf Sri Lanka und Malaysia nur mit zwei langen Hosen und außerdem nur kurzen Sachen – ich liebe leichtes Gepäck. Gleich geht es weiter.

Die ersten Pilger übernachten oben auf dem Berg
Die ersten Pilger übernachten oben auf dem Berg
Vorm Sonnenaufgang: Es ist frisch auf Adams Peak
Vorm Sonnenaufgang: Es ist frisch auf Adams Peak
Religiöse Zeremonie auf Adams Peak
Religiöse Zeremonie auf Adams Peak

Hunger hat von uns keiner und den warmen Tee schlagen wir auch aus – denn für uns ist es hier überhaupt nicht kalt. Wir werden von einem singhalesischen Paar überholt  – die Frau trägt eine dicke Pudelmütze und der Mann sogar Handschuhe… Es sieht lustig aus, als würden wir in Hamburg bei 15 Grad Handschuhe anziehen…

Plötzlich wird es richtig steil: Ich fange an zu schnaufen. Okay – so fluffig ist dieser Weg wohl doch nicht. Janine und ihr Freund sind vor mir, wir klettern wortlos eine Stufe nach der anderen. Ich finde meinen eigenen Rhythmus: gehen – einatmen – ausatmen. Reden kann ich jetzt nicht mehr. Plötzlich sehe ich die Anstrengung als Spaß an, fühle langsam Schweißtropfen vom Nacken in den unteren Rücken fließen, es juckt.

 

1,5 Stunden nach Aufstieg.

Janine und Matthias bleiben links stehen, ich habe aber mein Tempo gefunden und sage “ich warte weiter oben auf euch  – es läuft gerade so gut” und gehe weiter. Auch das singhalesische Paar mit der Mütze und den Handschuhen lasse ich rechts von mir stehen, sie sind gerade dabei, irgendetwas aus ihrem Rucksack zu kramen.

Etwa 10 Minuten geht es so steil weiter. Ich spüre meine Oberschenkel-Muskeln am Arbeiten. Ich freue mich schon jetzt auf den Muskelkater morgen – hoffentlich finde ich irgendwo in Kandy ein tolles Massagestudio, denke ich mir. Ich könnte mich ja mal dehnen, denke ich, gleichzeitig fühle ich den Apfel der rechten Tasche der Regenjacke. Dann brauche auch ich eine Pause. Ich strecke und dehne mich, atme, essen den Apfel. Langsam wird es mir kühl, da tauchen Janine und Matthias auf. Ich warte auf sie  – “weiter geht es”. Haben denn die 5200 Stufen bis nach oben gar kein Ende mehr?

 

Etwa 2,5 Stunden nach Aufstieg.

Die Menschen in den Verkaufsbuden rechts und links, die warmen Tee, Nüsse, Brote oder auch religiöse Anhänger oder kleine Buddhas in allen Farben verkaufen, sprechen uns an: “Water, drinks, food…” Auch wenn ich ihnen gerne eine Freude machen würde, und gerne immer lokal kaufe, um die Menschen zu unterstützen – weder haben wir Hunger, noch wollen wir derzeit auch nur ein Gramm mehr Gepäck haben! Weniger ist mehr – auch hier wieder ein wahrer Spruch.

Auf einmal werden wir angesprochen. Ein uniformierter Singhalese spricht jedes Wandergrüppchen einzeln an. Wir sind dran: Werden aufgeklärt, dass nun die letzten Meter folgen – wir sollen bitte sehr vorsichtig sein, denn es gäbe hier viele Taschendiebe. Wir sollten auf unser Hab und Gut aufpassen.
Wir können es gar nicht glauben – schon da? Das sind ja weniger als 3 h gewesen, die wir gelaufen sind, und ich wundere mich schon, dass wir schon auf den letzten Metern sind.

Diese sind zwar noch mal recht steil, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass mein Körper gerade gut mitmacht. Fast bin ich etwas enttäuscht, dass es jetzt schon “vorbei” ist.

 

Über den Wolken...
Über den Wolken…

Endlich! Ankunft im Himmel, ähm nein- auf dem höchsten Punkt von Adams Peak

Dann müssen wir unsere Schuhe ausziehen – das hier ist eine religöse Stätte. Jetzt offenbart sich, dass ich ganz schön nassgeschwitzt bin. Es ist sehr windig, schnell die Regenjacke als Windbreaker wieder an. Der nasse Schweiß kühlt schnell ab, mir ist kalt. Gleichzeitig muss ich aufs Klo. Zu gerne hätte ich jetzt auch ein zweites Paar Socken und ein trockenes T-Shirt zum Wechseln mit – wie Janine, aber daran habe ich nicht gedacht.

Es ist noch stockdüster, bis zum Sonnenaufgang fehlen etwa 50 Minuten. Wir verschaffen uns einen Überblick, schauen uns den Fußabdruck ab – den ich mir irgendwie spannender vorgestellt habe. In einem Raum, durch den wir von der Toilette zur den “Aussichtstreppen” gehen (von hier aus können wir gleich den Sonnenaufgang beobachten) liegen ganz viele Menschen, dick eingehüllt in Jacken, Pullis und Schlafsäcke. Darunter teilweise auch ältere Frauen, um die geschätzte 65 Jahren. Ich wundere mich, wie sie sich wohl hier hochgequält haben und wie lange das gedauert hat. Viele sind am Abend vorher gekommen.

Langsam dämmert es. Ich gähne und bemerke, dass das jeder hier tut. Geredet wird wenig, jeder scheint etwas in sich gekehrt zu sein, müde vielleicht auch. Ich sitze mit Janine, Matthias und unzählig vielen Personen auf der Treppe.

Vor uns soll gleich die Sonne aufgehen. Ich kauere mich zusammen. Auf einmal kommt der Hunger – schlagartig – ich spüre ein Loch im Bauch. Wir essen fast alles auf, was im Rucksack ist: Kekse, Schokolade, Bananen, Nüsse, ein Brot.

Durch die Lautsprecher hier oben wird eine Durchsage gemacht – eine gewöhnungsbedürftige Musik ertönt. Endlich wird das Licht ausgeschaltet, dass bisher die Treppen hier oben etwas beleuchtete.

 

Der Sonnenaufgang – das ganze Ausmaß und ein unvergesslicher Geschmack

Dann – plötzlich – sehen wir in der Dämmerung das ganze Ausmaß unseres Aufstieges: Wir sind tatsächlich über den Wolken! Bisher konnten wir nichts erkennen – jetzt wird deutlich, wie hoch wir eigentlich heute Nacht gestiegen sind! 2243 Meter ist Adams Peak hoch. Ich bekomme am gesamten Körper eine Gänsehaut. Ist mir einfach nur kalt oder ist es diese fantastische Gefühl dem Himmel so nahe zu sein? Keine Ahnung, aber es fühlt sich gut an. Die Anstrengung hat sich gelohnt – dieser Blick!

 

Sunrise Adams Peak
Sunrise Adams Peak
Sunrise Adams Peak
Für diesen Ausblick hat sich der Aufstieg gelohnt!

Fazit: Besteigung des Adam´s Peak: Ja, dass muss sein!

Rechts und links kommen junge Frauen mit einem Karton auf uns – geben diese in die Menschengruppe. Sogleich wandert der Karton von einer zur anderen Person. Darin: massenweise helle Kekse – total lecker: Ginger-Kekse! Sie schmecken soooo lecker, diesen Geschmack werde ich nie vergessen. Ist es die Anstrengung, das geniale Gefühl, es “geschafft” zu haben oder einfach der besondere Ort, die einzigartige Atmosphäre? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich diesen Geschmack wohl nie vergessen werde.

 Sri Pada auf Sri Lanka
Sri Pada auf Sri Lanka

 



 

Tipps für die Besteigung des Adams Peak

 

  1. Übernachten in Dalhousie oder Nallathaniya: es gibt viele Hostels, die sich lohnen. Schön Kohlenhydrate einen Abend vor dem Aufstieg essen, so dass du Energie hast.
  2. Beste Zeit zur Besteigung: Angeblich zwischen Dezember-Vollmond und Mai-Vollmond (=Pilgerzeit). In dieser Zeit ist es aber auch sehr voll. Wir waren im Januar 2016 auf dem Berg und es war okay. Ist aber sicher auch tagesabhängig.
  3. Es ist auf Adams Peak nicht so kalt wie vermutet. Dicke Kleidung also lieber im Hostel lassen. Praktisch ist eine lange Hose, die ihr zur Not kürzen könnt und der typische Lagen-Look, so dass du immer mal wieder was aus- oder anziehen kannst, wenn es frisch wird.
  4. Nimm dir ein Wechsel-T-Shirt mit – wenn ihr oben ankommt, seid ihr dankbar.
  5. Bei strammem Schritt (wie bei uns) reichen etwa 3 Stunden für die Besteigung (etwa 1100 Höhenmeter). Wenn ihr zu spät losgeht, verpasst ihr den Sonnenaufgang, wenn ihr zu früh losgeht, müsst ihr oben zu lange warten (und dort ist es schon kälter). Mach die Besteigung auf jeden Fall in deinem eigenen Tempo, locker, so dass du auch oben und beim Absteigen noch Spaß hast!
  6. Meine Devise ist: Reise mit leichtem Gepäck: Natürlich ist es wichtig, genug zu trinken mit zu haben, aber packt euch den Rucksack nicht zu voll mit Essen, ihr werdet dankbar sein, wenn ihr weniger zu tragen habt.
  7. Mache es auf jeden Fall! Zwar wird hier und da in einigen Blogs etwas Angst verbreitet, aber es ist für einen einigermaßen sportlichen Menschen gar kein Problem!

 

Text und Fotos: Sarah Lindner.


 

Welche Erfahrung hast du gemacht beim Aufstieg oder ansonsten in Sri Lanka? Lasse gerne einen Kommentar hier!

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